Deutsches Fernsehen: Ein mathematisches Problem?

– Seite 2: Die „Fictionquote“ –

Weniger Shows, mehr Serien!

A pro pos Entertainer. Das führt zum nächsten Punkt. Ich glaube, dass die interessanteren Formate nicht die Shows sind. Momentan existieren so viele davon: Castingshows, Nostalgieshows, Game Shows, Quiz Shows, Kochshows,… Das ist der Nährboden für die C-Promis, über die sich alle beschweren. In den Shows tauchen sie als Kandidaten, Jury oder vermeintlich normale Leute auf. Daneben gibt es noch den Moderator mit den mysteriösen Karten (da steht doch nichts drauf, oder?). Außerdem gibt es das Studiopublikum, wobei auch gerne mal alte Aufnahmen hineingemischt werden. Die Studiorequisite ist trotz hoher Investitionen fürs deutsche TV quasi immer dieselbe, nur mit anderen Farben. Und immer so viel gute Laune… Stimmung… Seufz, ich kann nicht sagen, was davon am schlimmsten ist. Definitiv nervt mich aber der künstlich übersteigerte Unterhaltungswert, der gnadenlos eingebaut wird.

Ein Unterhaltungswert lässt sich tatsächlich messen. Hierzu schlage ich Kinder im Alter von vier bis zwölf vor, da diese am ehrlichsten und, wie ich finde, vernünftig reagieren. Läuft ein Kind weg, schmeißt die Sendung hinaus! Wenn jemand sagen würde, blaue Elefanten kommen in anderen Shows gut an, würden die Produzenten mindestens zwei davon in die Sendung einbauen. Ach was, in alle Sendungen! Bei RTL und ZDF muss sich einmal herumgesprochen haben, dass Beifall zu einem hohen Unterhaltungswert beiträgt. Vor kurzem gab es eine Sendung auf RTL, deren Name ich erfolgreich aus dem Gedächtnis getilgt habe. In dieser Sendung wurden, während ich etwa 40 min. lang am Putzen war, alle 20 Sekunden geklatscht.

Sollte ich mich hier vertun, dann miss bitte den exakten durchschnittlichen Abstand zwischen den Beifallen!!!

Beifalle, komisches Wort. –Ich kann mir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es für ein Publikum sein muss. Stell dir vor, du müsstest einmal pro Minute klatschen! Auf Kommando versteht sich und gegen deine Meinung! Sonst applaudiert man doch nicht für Sch… Das meine ich mit „künstlich“. Peinlich an dieser Sendung war der hineindiktierte Humor. Denn Lustig verkauft sich. Jedoch nicht mit RTL-Komikern, die normalerweise nicht improvisieren. Deutsches Fernsehen zwingt auch zum Blick auf die deutsche Kultur. Zumindest mich. Es kann eben nicht alles aus den USA kopiert werden… lieber „Bully“ Herbig! Ich glaube, die Deutschen mögen spektakuläre Sachen, aber nichts ohne (geistige) Substanz. Spätestens seit dem Versuch, Social Media oder Live-Teletext miteinzubinden, weiß ich nun endgültig nicht mehr, worum es eigentlich in diesen Shows geht. Eine Show gibt es, aber nicht zum Inhalt. Eher zur Verzweiflung der Sender.

Wären die deutschen Sendechefs etwas mutiger, hätten wir viele Probleme eventuell gar nicht. Statt so viele billige Shows zu produzieren, bin ich für den Dreh von Serien. Mindestens 50% der Shows sollte man streichen und stattdessen Filme oder Serien, sehr gerne auch aus Deutschland, zeigen. Das Schauspielerhandwerk wird nicht gefördert, indem man die Schauspieler als Talkgäste einlädt. Es wird so viel lamentiert, dass der deutsche Film und die deutsche Serie so wenig drauf hätten. Na bitteschön, dann gewöhnt die Leute wieder mehr daran! Es ist wie z.B. beim asiatischen und afrikanischen Kino, man muss sich zunächst an die langsame Erzählweise gewöhnen, eh man es wirklich wertschätzen kann. Wie viele deutsche Serien und Filme habe ich gesehen? Vermutlich kann ich das an einer Hand abzählen, abgesehen vom Kinderfernsehen. Wie man sieht funktioniert Kinderfernsehen aber auch mit deutschsprachigen Produktionen. Warum also nicht mal etwas experimentieren? Also:

Die Fictionquote, jetzt!!!

(Weiter auf Seite 3: Arte und die Medienkompetenz)

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