Es gibt da dieses Mädel aus Schweden, das Anführerin einer Naturschutzbewegung wurde. Sie wurde überall herumgereicht, zur Ikone gemacht aber auch verspottet. Dann redete sie über den Nahost-Konflikt. Am Wochenende kritisierte sie ein Anhänger der Bewegung: „Ich bin für eine Klimademonstration hergekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören.“ Die Leute sind gespaltener Meinung. Hat das noch mit ihrem eigentlichen Ziel zu tun, das Klima zu schützen?
Greta Thunberg (20) war Schülerin, als sie für Klimaschutz streikte. Da sie nicht arbeiten ging, blieb ihr nur der Schulstreik. Damals trug sie zwei Zöpfe mit Mittelscheitel und setzte sich am ersten Schultag nach den Sommerferien mit einem Schild vor das schwedische Reichstagsgebäude, um auf die verheerenden Prognosen der Klimaforscher und ihren Warnungen an die Menschheit aufmerksam zu machen. Sie wurde zunächst in lokalen Zeitungen bekannt. Irgendwann schloss sich eine Gruppe an. Was besonders auffiel, war das junge Alter der Unterstützer. Schüler und Studenten prägten bald das Bild. Sie kamen freitags und schwänzten für den Klimaprotest, deswegen Fridays For Future (FFF, engl. Freitags für die Zukunft). Das machten sie während des schwedischen Wahlkampfs 2018. Knapp gewann eine Koalition aus Rot-Grün und diese verlor zudem Stimmen. Doch es gab eine Welle der Unterstützung über das Internet und die Gruppe wuchs international. Mit einem Mal standen in verschiedenen Ländern junge Menschen auf den Straßen und verurteilten die Klimasünden der älteren Generationen. Zunächst wurde die Bewegung belächelt, dann kritisiert, dann gefürchtet. Immer vorne mit dabei war Thunberg als Gesicht der Bewegung. Ihre Familie ist reich und konnte sie in ihrem Protest unterstützen. Sie verreiste gelegentlich und nahm an Kundgebungen teil. Manche werfen den Eltern vor, sie hätten die Tochter manipuliert und ausgenutzt. Manch Politiker und politisch Interessierter sah einen Einfluss durch geheime Geldgeber und selbst durch Putin, obwohl er sich über die Gruppe lustig machte.
Vor Jahren hat FFF den Fuß in die Tür der Parlamente gekriegt. Die Organisation professionalisierte sich und trifft sich noch immer regelmäßig zu Kundgebungen und zum Vernetzen mit anderen Stellen. Es gibt den Wunsch vieler junger Leute, das Thema Klimawandel ernster zu nehmen. Denn sie werden die Änderungen am meisten zu spüren bekommen, nicht die Alten. Zu den Alten zählen vor allem Politiker, die ihre Versprechen aus Verträgen regelmäßig brachen. FFF hat das Thema Klima in die bürgerlichen Haushalte geführt. Nun gab es Generationskonflikte am Küchentisch. Außerdem machte das Thema möglich, sich politisch zu positionieren. Angeblich seien alle wissenschaftlich aufgeklärt, egal ob sie den menschengemachten Klimawandel anerkennen oder leugnen. Dabei können selbst Forscher nur wiederholen: Klimaforschung ist verdammt kompliziert! Oft berufen sich Aktivisten auf den aktuellsten Bericht des Weltklimarats (IPCC). Im Bericht, mehrere tausend Seiten lang, werden hunderte Studien internationaler Forschungsprojekte zusammengefasst. Es gibt nur Prognosen und eben keine politischen Empfehlungen. Auf der anderen Seite sei doch schon alles politisch gefärbt, denn nicht jeder Forscher dürfe am Bericht mitarbeiten. Klimaforschung ist eine anspruchsvolle Leistung, in der physikalische, geologische und chemische Phänomene im Kontext beobachtet werden müssen. Hinzu kommt die Auswirkung auf alles, was lebendig ist, also Biologie und Psychologie. Berichte gehen Jahrhunderte zurück, doch bis heute hat man nicht das eine Messinstrument erfinden können. Für manche ist der Einfluss der Menschen aber nicht nachgewiesen und das Klima in der Priorität weit unten. FFF waren alarmiert und blieben hartnäckig an den Gesetzesmachern dran, an den Politikern.
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